Wann

10. November 2024    
16:00

Wo

St. Ursula
Ursulaplatz 24, Köln, 50668

Veranstaltungstyp

Wo bist du…

..ist der Titel unseres Konzertes mit a-capella-Musik von J.S. Bach, aus der Romantik
und der Moderne. Man könnte das Wort „Gott“ hinzufügen, aber auch andere Begriffe
wie „Herr“, „Schöpfer“ o.ä., vielleicht auch „Mensch“.
Unser Programm geht der Frage nach:
Wo ist Gott, wo kann ich ihm begegnen, wie ihn erfahren?
Es beginnt mit der existentiellen Erfahrung Jesu am Kreuz, der laut schreit: ‚Gott, mein
Gott, warum hast du mich verlassen?‘ Ja, selbst der, von dem wir glauben, er ist der
Sohn Gottes, erlebt einen Moment, in dem er diesen Gott nicht mehr spürt, nicht mehr
seine Nähe erfährt. Dieses Werk ist sicherlich das bekannteste des 1971 verstorbenen
ungarischen Komponisten.
Geradezu wie eine Antwort auf die Frage Jesu klingt dann im schlichten Satz Johann
Sebastian Bachs der Text „Keinen hat Gott verlassen“ (BWV 369) als Zusage an alle
Menschen.
So bilden diese beiden ersten Werke eine Art Überschrift über das folgende Programm,
in dem in verschiedenen Situationen nach Gott gefragt wird. Die Antwort durchzieht wie
ein roter Faden das gesamte Programm: „Ubi caritas et amor Deus ibi est“ – Wo die Güte
und die Liebe wohnt, dort nur wohnt der Herr“ in Vertonungen aus unserer Zeit.
So wird in Bruckners Motette „Os Justi“ reflektiert, wie der Gerechte Gott findet mit der
Antwort „Lex Dei eis in corde ipsius“ – das Gesetz Gottes findet der Gerechte in seinem
Herzen. Oder Bachs doppelchörige Motette „Der Geist hilft unserer Schwachheit auf“, in
der der Text um den Beistand des Hl. Geistes bittet, um beten zu können („Denn wir
wissen nicht, was wir beten sollen“). Oder Bennetts Vertonung „O that I knew where I
might find him“ – auch hier die Suche nach IHM.
Sehr schön in diesem Zusammenhang ist auch die Motette des sehr früh verstorbenen
Komponisten Fröhlich „Herr, wenn Trübsal da ist, sucht man dich“, in dessen Komposition dann aber bereits in strahlendem D-Dur nach einem fragenden h-moll- Thema zum Text „Wenn wir mitten in der Angst wandeln“ die Antwort gegeben wird „So erquickst du uns“.
An der Schwelle zu „Ubi Caritas“ steht dann schon Rheinbergers Motette „Ich liebe, weil
erhört mich der Herr“.

Es ist erstaunlich, wie viele zeitgenössische Komponisten den Text „Ubi Caritas“ vertont
haben. Wir bieten hier nur eine kleine Auswahl, die zahlreichen Vertonungen könnten
leicht ein eigenes Programm füllen. Ich vermute, dass dieser Text gerade heute aktuell
ist, da wir spüren, dass uns die vielen Diskussionen zur Theologie und zum richtigen
Glauben nicht weiterbringen, dass wir Gott ab er finden können in der Liebe und Caritas.
(Richard Mailänder)